Dienstag, 25. August 2015

Gewindepflege

Bei meinen Bastelaktionen am Model T ist mir von Anfang an aufgefallen, dass so manche Gewinde, egal ob an Schrauben oder Muttern, im Laufe der Jahrzehnte schon ganz ordentlich gelitten hatten.

Ich habe mir daher einen Satz mit zölligen Gewindeschneidern gekauft um in Zukunft die Gewinde nachschneiden zu können. Selbstverständlich werden die ausgenudelten Gewinde damit nicht wieder neuwertig, aber die Muttern lassen sich deutlich einfacher aufschrauben und alles passt wieder etwas besser zusammen.

Zu einem Satz Gewindeschneider braucht man auch eine Gewindelehre um das Gewinde bestimmen zu können. Gerade bei den ungewohnten Zollgewinden in den verschiedensten Steigungen ist so eine Lehre sehr hilfreich.


Das Nachschneiden der Gewinde ist an sich eine einfache Sache. Mit etwas Schneidöl und Gefühl in den Fingern kann eigentlich nichts schief gehen. Man muss lediglich aufpassen, dass man die Schneideisen bei Aussengewinden nicht verkantet aufsetzt.







Wie gesagt: Neu werden die Gewinde nicht mehr, aber eine Verbesserung ist es allemal. Ich kann es nur jedem Model T Bastler empfehlen.


Samstag, 22. August 2015

Der neue Benzinhahn

Als erstes habe ich natürlich einen der beiden neuen Benzinhähne eingebaut.
Leider war die schönere rundliche Ausführung des Benzinhahns nicht lieferbar, es ist also wieder der etwas modern wirkende eckige Benzinhahn geworden. Na zumindest ist er aus Messing.

Man kann auf dem Foto gut eine Besonderheit des Model T Benzinhahn sehen, das konische Gewinde (hier bereits mit Teflonband umwickelt) sehen. Mit diesem Gewinde wird der Benzinhahn am Vergaser befestigt.


Und ja: Ich weiss, dass Teflonband in Verbindung mit Benzin keine ideale Abdichtung darstellt. Das löst sich angeblich mit der Zeit auf. Ich hatte aber nichts anderes verfügbar. Man muss das Teflonband eventuell von Zeit zu Zeit erneuern.

Hier ist der neue Benzinhahn mitsamt neuem vorgeschalteten Benzinfilter an Ort und Stelle.

Der zweite Benzinhahn hat seinen Platz in der "Ersatzteiltasche für Unterwegs" gefunden. Das Dilemma mit einem leckenden Benzinhahn passiert mir nur einmal.

Donnerstag, 20. August 2015

Die nächste Teilelieferung aus den USA

Nach der Pleite mit dem Benzinhahn habe ich erst mal wieder eine etwas umfangreichere Bestellung bei Langs in den USA losgetreten.

Natürlich waren da zwei Benzinhähne dabei und auch ein Winkelfitting für den Vergaser, mit dem man notfalls den Sprithahn einfach ausbauen kann und eben ohne weiterfährt. Sicher ist sicher.

Ich hatte eine recht lange Liste mit vielen Kleinigkeiten zusammengestellt. Und wenn das Paket dann kommt, dann sieht das gar nicht nach so vielen Teilen aus. Aber hier liegen für ca. 750 Dollar Model T Ersatzteile ausgebreitet auf dem Boden:


Der teuerste Einzelposten waren übrigens die gelben Getriebebänder aus Kevlar für 175 Dollar, im Foto ganz oben in der Mitte. Der Rest ist meistens Kleinkram für max 20 Dollar. Es läppert sich eben zusammen.

Sonntag, 9. August 2015

Jubiläumstreffen 10 Jahre Alpenchapter

Wie im vorherigen Post geschrieben wurde mein Starter gerade noch rechtzeitig vor dem Jubiläumstreffen am Chiemsee fertig. Ich also mein Auto auf die Schnelle wieder zusammengebaut, was mir eh schon etwas gegen den Strich ging. Die Gefahr dabei unter Zeitdruck einen Fehler zu machen ist natürlich hoch. Und das vor einem Wochenende mit geplanten 500 Kilometer Fahrstrecke bei vorausgesagten Temperaturen von ca. 35 Grad.

Aber es hat am Freitag alles bestens geklappt und ich konnte am späten Abend auch noch etliche Testkilometer abspulen.

Am Samstag habe ich früh morgens meine Sachen ins Auto gepackt und mein Plan war es so gegen Mittag am Chiemsee einzutreffen. Aber es sollte ganz anders kommen.

Ich kam im ersten Versuch gerademal vom Hof herunter und dann ging der Motor jedesmal beim Gas geben aus. Der Grund war schnell gefunden: Das Choke-Gestänge hatte sich am Gestänge der Drosselstange verfangen. Jedesmal wenn ich Gas gegeben habe, habe ich damit auch den Choke betätigt und der Motor hat viel zu viel Sprit bekommen.
Also wieder zurückgeschoben und das Problem behoben. War nur eine Kleinigkeit. Aber warum war das bei den Probefahrten am Freitag kein Problem?

Nächster Versuch. Die mal kam ich zumindest drei Strassenecken weiter. Aber dann bemerkte ich einen ziemlich heftigen Benzingeruch. Der Grund war ein undichter Benzinhahn. Es tropfte nur so unten heraus aus dem Hahn. Also wieder umgekehrt und nach Hause gefahren. Trotz einiger Versuche war da nichts zu machen und eine Ersatzhahn hatte ich nicht. Ich konnte das Leck nicht stoppen. Eine so lange Fahrt bei diesen Temperaturen mit einem Benzinleck: das war mir zu riskant. Gleich hinter dem Benzinhahn läuft der Auspuff entlang. Keine gute Kombination.

Schweren Herzens habe ich mein Model T in die Garage gestellt und mein Gepäck in meinen MX-5 umgeladen. So bin ich dann wenigstens zum Treffen gekommen, wenn auch ohne Model T.

Das war echt jammerschade. Alex hatte viel Zeit und Energie in die Vorbereitung des besonderen Treffens gesteckt und alles wunderschön hergerichtet. Neue Plakate und grossformatige Bilder hat er extra drucken lassen und den Verkaufsraum seiner Firma zum Festsaal für das Treffen umgestaltet, natürlich dekoriert mit Model Ts.


Ich musste mir natürlich die ein oder andere Bemerkung anhören, weil ich ohne Model T zum Treffen gekommen bin. Das hat mich schon fürchterlich gewurmt, aber das war mir lieber als mein Model T durch einen Brand zu verlieren.

Die Ausfahrt am Sonntag durfte ich auf der Rückbank bei Silvia und Gerhard miterleben.


Weitere Fotos vom Jubiläumstreffen findet man auf der Alpenchapter-Webseite unter dem Menüpunkt "Gallery/Hauptausfahrt 2015"

Donnerstag, 6. August 2015

Eine neue Buchse für die Anlasserwelle

Am Starter (Anlasser) des Model T Motors gibt es unten eine Ölablaufbohrung. Der Sinn dieser Bohrung ist es, den dahinterliegenden Startermotor vor dem Motoröl zu schützen. Besonders wenn sich Öl bis zu den Kohlen des Elektromotors vorarbeiten würde hätte dies fatale Folgen. Man lässt das an dieser Stelle eventuell auftretende Öl daher lieber über die besagte Bohrung "ins Freie" entweichen.
Wie Motoröl in den Starter kommt? Ganz einfach: Die Starterwelle, auf dessen Ende der sog. Bendix sitzt, führt direkt vorbei am Flywheel. Eine Aufgabe des Flywheels ist es, das Motoröl im Model T Motor hoch zu schleudern und so zu verteilen. Eine Ölpumpe gibt es in diesem Motor ja nicht.
Und damit liegt die Starterwelle genau im "Ölstrom". Die einzige Abdichtung zum Startermotor ist eine Buchse zur Lagerung der Welle. Ist diese zu sehr ausgeschlagen, dann gelangt das Öl zwischen Buchse und Welle in Richtung Startermotor.

Bei meinem Model T kam auch immer wieder Öl aus dieser Bohrung und daher wollte ich noch vor dem Haupttreffen 2015 die Buchse durch eine modernere Variante ersetzt haben. Im Nachhinein war das eine ziemlich "amateurmässige Aktion".

Um die Buchse zu tauschen muss der Starter komplett ausgebaut werden.
Also zunächst den Bendixdeckel und den Bendix ausgebaut (gaaanz wichtig!!!)


Anschliessend das Kabel zur Stromversorgung des Starters lösen und die vier Schlitzschrauben entfernen, die den Starter am Hogshead halten. Nun kann man den Starter "rausfädeln". Gar nicht so einfach, wenn die Verkleidungsbleche unten am Motor angebracht sind.


Um an die Buchse zu gelangen muss der Gehäusedeckels des Starters entfernt werden. Hier macht es Sinn den Motor hochkant hinzustellen, damit man den Deckel vorsichtig nach oben abheben kann ohne dabei die Starterwelle ebenfalls aus dem Gehäuse zu ziehen.
Am unteren Ende der Welle befinden sich die Kohlen. Wenn die Welle zu weit aus dem Gehäuse gezogen wird, drückt es die federbelasteten Kohlen nach innen und man bekommt die Welle nicht mehr ohne weiteres Zerlegen des Starters zurück ins Gehäuse.

Hier kann man das vordere Ende der originalen, einteiligen Buchse schon sehen:


Und dann wurde es für mich schwierig. Ich hatte weder ein geeignetes Werkzeug um die alte Buchse zu entfernen, noch eine Presse um die neue Buchse einzusetzten, geschweigedenn eine geeignete Reibahle um die Buchse an die Welle anzupassen. Das meinte ich eingangs mit "amateurmässige Aktion".

Gehäusedeckel mit originaler Buchse:

 So sieht die neue, dreiteilige moderne Variante der Buchse aus:

Die eigentliche Buchse ist zweigeteilt und dazwischen wird ein Wellendichtring eingebaut. Da muss man beim Einbauen zunächst die beiden Buchsenteile ohne den Wellendichtring einpressen und diese beiden Teile auf Mass aufreiben. Anschliessend muss alles wieder raus aus dem Gehäusedeckel und zusammen mit dem Wellendichtring wieder eingesetzt werden.

Für die ganze Aktion war ich also auf externe Hilfe angewiesen. Freundlicherweise haben mich dabei unsere lokale Autowerkstatt und die Dreherei im Ort ganz großartig unterstützt.Aber es hat sich natürlich in die Länge gezogen. Jeder macht das halt mal so nebenbei, wenn gerade mal Zeit ist.
Der Termin für das Jubiläumstreffen am Chiemsee rückte immer näher und ich wurde immer nervöser. Letztendlich habe ich aber am Donnerstag vor dem Treffen meinen Anlasser mit neuer Buchse wieder bekommen. Just in time.

Aus irgendeinem Grund ist die neue Buchse ein gutes Stück kürzer als die alte Buchse. Funktional gesehen ist das zwar nicht von Belang, gewundert hat es mich aber doch.

Also am Freitag den Starter wieder eingebaut und getestet. Es ging, aber die Buchse war offenbar einen Hauch zu eng. Der Starter lief zu langsam los und kam erst mit der Zeit in Schwung. Nicht optimal, aber eine andere Wahl hatte ich nun nicht mehr. Solange die Batterie gut in Schuß ist wird das gehen, zur Not muss ich das Auto eben ankurbeln.

Samstag, 1. August 2015

Erster Blick auf die Kurbelwelle

Nachdem ich nun schon ziemlich genau ein Jahr mit meinem Model T unterwegs war, wollte ich endlich mal sehen, wie es im Inneren des Motors aussieht.
Dazu muss der Inspektionsdeckel unten an der Ölwanne abgeschraubt werden. Das ist eine ziemlich Sauerei, weil man gar nicht vermeiden kann, daß auf diesem Deckel etwas Öl steht, das dann - der Schwerkraft folgend - sich nach unten verabschiedet.


Wenn der Deckel herunten ist, kommt man gut an die unteren Pleuellager der vorderen drei Zylinder ran und an das vordere und mittlere Kurbelwellenlager. Durch den kurzen Inspektionsdeckel kommt man leider nicht an das Pleuel des Zylinder 4 und das hintere Kurbelwellenlager. Ein ziemlicher Nachteil der Konstruktion, der auch erst ab dem Modeljahr 1926 durch die Umgestaltung der Ölwanne und einen längeren Inspektionsdeckel behoben wurde.

Im nachfolgenden Bild kann man das untere Ende der Pleuel der Zylinder 3 (gelb) und Zylinder 2 (neutral) sehen.


Nachfolgend noch drei Fotos mit Details. Die ersten beiden Fotos zeigen den Blick nach vorne, das dritte Foto den Blick nach hinten.




Alles in allem sah es ganz gut aus, zumindest habe ich nichts gefunden, was mich beunruhigt hätte.
An der farblichen Kennzeichnung der Pleuel, den Shims an den Pleuellagern/Kurbelwellenlagern und den sog. Oildips (kleine Schaufeln, die das Öl aus den Vertiefungen des Inspektionsdeckels in die Pleuellager befördern sollen) kann man gut erkennen, daß der Motor mindestens schon einmal überholt wurde. Alle diese Dinge hat es original nicht gegeben. War aber auch klar bei einem 92 Jahre alten Motor.

Dem Inspetionsdeckel kann man auch ansehen, daß er nicht mehr taufrisch ist. Die Dichtfläche ist eine ziemliche Berg- und Talbahn. Gerade um die Bohrungen für die Schrauben herum kann man die Verformung gut sehen.


Ich habe versucht es etwas zu begradigen, aber der Erfolg war eher mittelmässig. Da hilft wohl nur etwas Silikon beim Einbauen, sonst bekommt man das nicht annähernd wieder dicht. Nun ja, so dicht wie man ein Model T halt nun mal bekommen kann.